Was für ein Clou ist unseren gerissenen Nikschup-Organistoren wieder einmal gelungen! Kaum droht die Schließung des Weihnachtsmarktes in der Kaiser-Otto-Stadt, schon geht es zum Wochenendausflug auf trinksicheres Terrain. Keine 518 km vom Elbe-Strom entfernt, geht es diesen Freitag mit einem Bus an die Oder.

Ziel wird der Weihnachtsmarkt, der ehemals schlesischen Stadt BRESLAU sein, gelegen mitten in einer romantischen Altstadt, wo auch das bekannteste Wahrzeichen von BRESLAU, das ALTE RATHAUS AM GROSSEN RING zu finden ist.

Der deutsche Name BRESLAU (nachfolgend der Einfachheit weiter verwendet) und der nach dem 2. Weltkrieg verwendete polnische Name WROCLAW leiten sich vermutlich vom Namen des BÖHMISCHEN HERZOGS VRATISLAV I. ab, der im frühen 10. Jahrhundert zeitweilig über die Stadt herrschte und der Legende nach der Gründer der Stadt ist. BRESLAU, 2016 zusammen mit SAN SEBASTIAN zur Europäische Kulturhauptstadt erkoren, kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Seit dem 13. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte BRESLAU eine mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung. Nach dem Tod des letzten PIASTENHERZOGS HEINRICH VI. gehörte BRESLAU zum Heiligen Römischen Reich (gegründet 962 mit der Kaiserkrönung Ottos I., dessen Herz im Magdeburger Dom liegt – 6. August 1806 mit der Niederlegung der Reichskrone durch Kaiser Franz II.). Nachdem Breslau während der Mongolenangriffe 1241 zerstört wurde, erfolgte der anschließende Wiederaufbau der Stadt vornehmlich durch deutsche Siedler. Im Jahr 1261 erhielt BRESLAU das MAGDEBURGER STADTRECHT. Zeitweise gehörte BRESLAU zu UNGARN, später zu ÖSTERREICH, zu PREUSSEN und zum DEUTSCHEN REICH.
Im Mai 1945 wurde BRESLAU zur Festungsstadt erklärt und im Zuge erbitterter Kämpfe kamen in den letzten Kriegstagen mehr als 32.000 Soldaten und Zivilisten ums Leben. Im Jahr 1945 wurde die Stadt gemäß dem POTSDAMER ABKOMMEN unter polnische Verwaltung gestellt. Die gesamte deutsche Bevölkerung der Stadt (Juli 1945 ca. 300.000) wurden deportiert. Daraufhin wurde BRESLAU von polnischen Neubürgern besiedelt, die meistens aus ZENTRALPOLEN oder aus den an die SOWJETUNION gefallenen Landesteilen kamen.
Die polnische Ortsbezeichnung Wrocław wurde amtlich.

Ungeachtet der schweren Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg, bei denen 65–80 Prozent aller Gebäude, davon 400 Baudenkmäler, zerstört wurden, wurde die Stadt in den 70-iger Jahren und ab dem EU-Beitritt POLENS im Jahr 2004, durch EU-Gelder, eine Vielzahl historischer Bauten renoviert sowie Straßen und der öffentliche Nahverkehr saniert. 2006 nahm die UNESCO die Jahrhunderthalle, erbaut zwischen 1911 und 1913 in die Welterbeliste auf.

Unser Hotel und der von uns ersehnte Weihnachtsmarkt liegen direkt am alten Marktplatz im Zentrum der Stadt, auch Ring genannt (RYNEK, polnisch für Marktplatz), mit den Wahrzeichen ALTES RATHAUS.

Es muss ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Busstopps auf der Hinfahrt zwingend zu vermeiden sind, da der Weihnachtsmarkt, der laut der US-amerikanischen Onlinezeitung „The Huffington Post“ zu einem der 12 schönsten Weihnachtsmärkte Europas zählt, bereits um 21 Uhr schließt. Viele NIKSCHUPS werden sich dort sicherlich genüsslich an schlesischer und polnischer Küche vergehen wollen, wie an den Klassikern SCHASLIK, BERGKÄSE mit MOOSBEEREN, ESSKASTANIEN, EISBEIN oder BIGOS (Krauteintopf aus gedünstetem Sauerkraut mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten). Und wenn es den total Verrückten unter uns noch nach 21 Uhr durstet, so werden diese in den Kneipen und Clubs rund um den Markt fündig, dabei immer daran denkend, dass hier in Zloty und nicht in Euro gezahlt wird (1 € ca. 4,6 Zloty). BRESLAU ist eine junge und lebendige Stadt, da sich unter den ca. 640.000 Einwohnern mehr als 140.000 Studierende*innen mischen, die an 11 Hochschulen versuchen, Wissen zu erwerben, immer der Gefahr ins Auge blickend, von der Vielzahl an Restaurants und Pubs abgefangen zu werden und so einige Lesungen zu verpassen. Dennoch scheint BRESLAU nicht bildungsfern zu sein, da allein 11 Nobelpreisträger in BRESLAU geboren wurden oder hier gewirkt haben (bspw. Max Born 1954 für Physik, Fritz Haber 1918 für Chemie, Gerhart Hauptmann für Literatur, Paul Ehrlich 1908 für Medizin).
Daher kann man die Wikipedia-Empfehlungen für Bars und Pubs getrost weitergeben: Gut besucht sind zum Beispiel der DAYTONA MUSIC-CLUB und das STUDIO 54 AM RING. Fünf Minuten vom Marktplatz in der PASAZ NIEPOLDA („Niepold-Passage“) gibt es etwa ein Dutzend Kneipen und Pubs, unter anderem die STUDENTENBAR NIEBO („HIMMEL“), den CELTIC PUB, den TECHNO-CLUB METROPOLIS sowie die Clubs DROGA DO MEKKI („Weg nach Mekka“) und BEZSENNOSC („Schlaflosigkeit“). In der UULICa SWIETEGO MIKOLAJA (St.-Nikolaus-Straße) gibt es das CAFE MANIANA, in der ULICA KAZIMIERZA WIELKIEGO die CHILL OUT-BAR. Zu den alternativen Bars gehören das ŁYKEEND („weekend“, ul. Podwale), das HAVANA (Ul. Kolejowa) und der CLUB PRL (am Marktplatz). Das RURA („Röhre“) ist ein Jazz-Club an der ULICA LAZIENNA nahe dem Marktplatz mit Live-Konzerten. Erwähnenswert ist auch der CLUB WZ, wo neben dem normalen Diskobetrieb häufig Veranstaltungen mit bekannten Künstlern stattfinden.
Da wir in Breslau leider kein Spiel bei ŚLASK WROSCVLAW (Schlesien Breslau), der in der POLNISCHEN EXTRAKLASA (höchste Spielklasse) im 45.105 Zuschauer fassenden Stadion MIEJSKI spielt, 1977 und 2012 polnischer Meister wurde, besuchen können, heißt es am Samstag schon recht früh im Bus zu einem Fussballspiel aufzubrechen.

Unabhängig von Sangesfreuden und stetiger Toasts (Käse -Schinken oder auf russische Art) während der Busfahrt, sollten die UNBESIEGBAREN nicht vergessen werden, die mit Souveränität, spielerischer Eleganz und unbändiger Einsatzbereitschaft einen weiteren Schritt Richtung 2. Liga beim 14:00-Siegeszug bei 1860 gehen werden.

Wenn wir nach Lodz fahren sollten, deren beiden herausragenden Fußballklubs ŁODZKI KLUB SPORTOWY und WIDZEW ŁODZ nur eine Spielklasse unter der EKSTRAKLASA kicken, dann wird es Zeit für unsere Schlagerbarden, den Evergreen aus 1974 von VICKy LEANDROS „THEO, WIR FAHR`N NACH LODZ“ anzustimmen, der auf dem alten Soldatenlied „ROSa WIR FAHREN NACH LODZ“ aus dem Jahre 1915 basiert und einem 30,5 cm Mörser namens Rosa gewidmet ist. LODZ befindet sich 217 km von Breslau entfernt und liegt mit seinen ca. 690.000 Einwohnern im Zentrum des jetzigen Polens. Die Stadt wurde 1332 erstmals urkundlich erwähnt und erlebte erst nach 1800 (damals nur 190 Einwohner) mit der Industrialisierung, insbesondere durch die Ansiedlung deutscher Tuchmacher um 1825 und der anschließenden Industrialisierung der Textilindustrie einen gewaltigen Aufstieg. Heute ist LODZ das Zentrum der polnischen Filmindustrie und bspw. der Braunkohleindustrie, die 60% der polnischen Produktion ausmacht.

Aber eventuell geht es auch zum Spitzenspiel der höchsten Liga NIECIECZA gegen STETTIN (keine 367km von BRESLAU) oder nach BYALYSTOK gegen GORNIK ZARBZE LEXCNA (keine 535km von Breslau) entfernt. Lassen wir uns überraschen. Hauptsache die NIKSCHUPS sind guter Laune und bleiben gesund. ab
Axel ich habe von Dir nicht´s anderes erwartet, kurz und knapp alles wesendliche auf den Punkt gebracht…….. mit dem Wissen werde ich Dir, in Breslau, nicht von der Seite weichen….
Kompakt und wie erwartet wieder sehr unterhaltsam geschrieben. Ja mit diesem umfangreichen Kulturführer sollte jeder NIKSCHUP nun die richtige Marschroute für das anstehende Wochenende im Rucksack haben. Dürfte also nicht langweilig werden diese Tour; aber das waren ja NIKSCHUP-TOUREN bisher noch nie …