PILSEN – DIE PERLE DER VERWÖHNTEN KEHLE UND WESTBÖHMENS – TEIL 1

„Einer ruft´s dem anderem zu, heute geht´s in die PQ“, ein Anfang der Achtziger-Jahre (des letzten Jahrhunderts) allseits bekannter Spruch, sich zu einem (?) gepflegten, original PILSNER-Urquell für 1,25 DDR-Mark (der Halbe) zu verabreden (Anmerkung des Verfassers: PQ steht für die Kneipe/Gaststätte „Pilsner Quelle“, im Keller des Magdeburger Interhotels).

Und nun ist es endlich so weit. Die Nikschups kehren für 3 Tage ihrem Zuhause mit Mango-Hafer-Quinoa-Tee, Staudensellerie-Ananas Smoothies, veganen Mocktails und anderen trübseligen Getränken den Rücken zu und reisen dank unermüdlicher, weitsichtiger Organisatoren, in die ca. 400km entfernte Mutter aller Städte

!!! PILSEN !!!

Allein schon wie der Name „PILSEN“, „PILSNER“ … klingt …,

… als ob man bereits das Kitzeln an der Kehle und den blonden Schaum über dem klaren, goldgelben Gerstensaft an den Lippen spürt, das verführerische Zischen des Frischgezapften aus dem Zapfhahn hört, …, …, einfach WAHNSINN. Nicht nur dass wir in die Stadt, welche wie keine andere für seine Braukunst steht, EINKEHREN werden, wir werden auch die Schönheiten der Perle Westböhmens und einen der besten Fussballclubs Tschechiens kennen lernen. Mit ihren 175.000 Einwohnern, viertgrößte Stadt Tschechiens, wurde PILSEN (tschechisch Plzeň) im 10. Jahrhundert als Wirtschafts- und Verwaltungszentrum der Premysliden in Westböhmen gegründet und entwickelte sich ab Ende des 14. Jahrhunderts zu eine der größten und bedeutendsten Städte Böhmens ^(*1). Durch die Wirren des 30-jährigen Krieges, bei der PILSEN auf der Seite der Katholiken kämpfte und durch eine verheerende Pest im Jahre 1648, schwand die Bedeutung Pilsens. Erst mit der Gründung der SKODA-Werke erlangte PILSEN seine frühere Bedeutung zurück und stand hinter Prag nach Größe und Bedeutung wieder an zweiter Stelle in Böhmen. Das ursprüngliche SKODA-Werk wurde 1859 von Graf Ernst von Waldstein gegründet und 1869 von dem Ingenieur Emil von Škoda gekauft. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Werk dann zum größten Waffenproduzenten der habsburgischen Monarchie Österreich-Ungarn mit ca. 32.000 Arbeitern im Jahr 1917. Dies machte Pilsen auch für Deutschland attraktiv und auf der Basis des Münchner Abkommens vom 29. September 1938 wurde Pilsen bis zum Ende des 2. Weltkrieges Teil des Protektorats Böhmen und Mähren.

Aufteilung der Tschechoslowakei nach dem Münchner Abkommen (Quelle: Wikipedia) 1 – Sudetendeutsche Gebiete werden dem Deutschen Reich angeschlossen (September/Oktober 1938); 2 – Polen besetzt Gebiete in Teschen (Oktober 1938); 3 – Ungarn besetzt Grenzgebiete teils ungarischer Ethnie (November 1938); 4 – die ruthenischsprachige Karpatoukraine (März 1939); 5 – im März 1939 wird die „Rest-Tschechei“ von Deutschland faktisch annektiert und zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt; 6 – von der Tschechoslowakei bleibt nur der deutsche Satellitenstaat Slowakei.

Trotz der verheerenden Zerstörungen der SKODA-Werke während des 2. Weltkrieges wurden die SKODA-Werke wiederaufgebaut und bilden wieder den wichtigsten Arbeitgeber der Stadt, SKODA in PILSEN ist heute insbesondere auf die Bereiche Schwermaschinenbau, Kraftwerkbau (inkl. Nuklearkraftwerke) und Schienenfahrzeugtechnik spezialisiert. Doch was PILSEN erst richtig berühmt gemacht hat, ist das PILSNER-Urquell, welches Biergenießer in der ganzen Welt für seinen einmaligen Geschmack und Qualität rühmen. Die Geschichte des PILSNER Bier´s ist begründet in der sehr schlechten Bierqualität des in PILSEN gebrauten Bieres bis ca. Mitte des 19. Jahrhunderts. Daher entschlossen sich die PILSNER Bürger eine neue Brauerei zu bauen, um damit die technischen Voraussetzungen für die Herstellung eines moderneren, untergärigen Bieres zu schaffen. Im Frühling 1842 beriefen sie den Bayern Josef Groll aus Vilshofen zum ersten Braumeister. Dieser wird als Urheber der weltberühmten so genannten Pilsner Brauart ^(*2) bezeichnet.

Der wesentliche Unterschied eines nach Pilsner Brauart gebrauten Bieres zu anderen Vollbieren – wie etwa dem Hellen – ist, dass es stärker gehopft und somit bitterer ist. Dabei wird insbesondere im Pilsner Urquell Hopfen aus der berühmten Hopfenanbauregion um die nordböhmische Stadt Saaz verwendet. 1898 wurde die Schutzmarke Pilsner Urquell eingetragen. Im Jahr Bereits im Jahr 1913/1914 überschritt die Jahresproduktion erstmals 1 Million Hektoliter.

Neben dem Bürgerlichen Brauhaus entstand im Jahr 1869 die Erste Pilsener Aktienbrauerei mit der noch existierenden Marke Gambrinus, die zunächst für ihr Bier später als Brauereinamen genutzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden beide Brauereien verstaatlicht und unter dem Namen Pilsener Brauereien zusammengeschlossen. Heute gehört das Unternehmen zum japanischen Asahi Konzern. Dieser kaufte die tschechische Traditionsmarke von SAB Miller sowie noch weitere osteuropäische Biermarken in insgesamt fünf Ländern, darunter Tyskie und Lech aus Polen, Dreher aus Ungarn sowie Ursus aus Rumänien für rund 7,3 Milliarden Euro ab. Die Bedeutung dieser Biermarke tiefer zu erkunden, sollte für die Nikschups ein überzeugender Grund sein, dass wir am Samstag gemeinsam zu einer Brauereiführung auf“brechen“.

Doch zuvor heißt es erstmal unser Quartier zu belegen. Und wo liegt es? Hotel Central (Nám. Republiky 33 / https://www.hotelcentral.cz), wie es bereits der Name sagt, im Zentrum, unglaubliche 0 Meter vom Zentrum Pilsens entfernt. Direkt gelegen an der gotischen St.-Bartholomäus-Kathedrale mit seinem 102,26m höchsten Kirchturm Böhmens und am Hauptmarkt (nam. Republiky), mit seinen Ausmaßen von 139 × 193 m einer der größten Marktplätze Europas.

In Kürze folgt Teil 2 … ab