Viertelfinale – 50 Jahre danach – Bulgarien wir kommen – Здравствуйте und Довиждане Teil 2

Nachdem wir uns ein wenig mit der bulgarischen Küche vertraut gemacht haben, wenden wir uns nun, einem unter vielen Nikschup-Goldkehlchen beliebteren Thema zu. Denn zu diesen Köstlichkeiten dürfen natürlich nicht edle Getränke fehlen.

Zuerst sei das das bulgarische Nationalgetränk, der Rakija oder auch Rakia, genannt, der auf dem ganzen Balkan verehrt wird.

Dieser normalerweise 40%-ige Obstbrand findet seine Vollendung im doppelt-destillierten „Prepečenica“, der auch gern mal 60% Alkoholgehalt übersteigt. Dieser hilft schnell über kleine Redeblockaden hinweg, lockert Hüfte und andere versteifte Gelenke, kann aber auch bei beständig freiem Rachenzufluss auch zu Lähmungserscheinungen führen. In Bulgarien wird besonders der Zwetschgen Rakia, der Sliwowitz, favorisiert.

Ein weiterer Wohlgenuss ist der Mastika, verwandt mit dem osmanisch/türkischen Nationalgetränk Raki, dem für die Aromatisierung noch Anissamen zugesetzt wird.

Übrigens wird üblicherweise in Bulgarien bei einem kleinen Schnaps 5cl und bei einem großen 10cl (cto -100- Gramm) ins Glas eingeschenk, was beim Trinktempo nicht außer acht gelassen werden sollte. Beim Zuprosten ist lieber  „Nazdrave“ (Gesundheit) anstatt „Prost“ auszurufen, da „Prost“ auf Bulgarisch so viel wie „dumm/einfach gestrickt“ bedeutet – … wie dumm.

Daneben wird auch gern Wein getrunken, wobei hier nur einige ausgezeichnete Weine genannt werden, wie der Misket aus Straldja, Traminer aus Khan Krum, Schardone aus Khan Krum, Dimiat und Sauvignon Blanc aus Targoviste.

Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch Bier, das in Wirtschaften („Biraria“) literweise gezecht wird. Die bekannteste bulgarische Biersorte ist das 1902 gegründete „Zagorka-Bier“.

Wer sich, von Nikschups, unbeobachtet wähnt, kann auch mal unauffällig alkoholfreie Spezialitäten wie Bosa ist ein süßes Malzgetränk mit typischem Geschmack und Wohlgeruch oder Airan (verdünnter Joghurt), zur Neutralisierung zu sich nehmen.

Gestärkt und leicht beschwingt können wir uns nun der schön(st?)en Nebensache der Welt widmen, der Fußball Verehrung.

Daher ist sicherlich der Samstag bis zum Abend für die Fahrt nach Stara Zagora geblockt (evtl. mit Zwischenstopp in Plowdiv, der zweitgrößten und an römischen Gebäuden reichen Stadt).

Um die Stimmung für Stara Zagora schon etwas anzuheizen, wo ein Besuch mit Vertretern vom Fußballclub Beroe Stara Zagora in Planung ist, heißt es erstmal kurz in Gedanken die allseits bekannten magdeburgisch-bulgarischen Klassiker Revue passieren zu lassen.

Wer erinnert sich nicht an das legendäre Freundschaftsspiel zwischen der DDR und Bulgarien im, mit 45.000 Zuschauern, ausverkauften Grube Stadion.

Rainer (Amsel) Nachtigall vom ASK Vorwärts Berlin war es, der in der 44. Minute, mit einem kraftvollen Schuss im Strafraum, den Ball unhaltbar in die Maschen hämmerte. Damit wurde der Führungstreffer von Denko Dermendjev zum hochverdienten 1:1 egalisiert, was auch den Endstand bedeutete. Dieses Unentschieden vom 4. September 1963 findet sicherlich auch deshalb, in der neuesten FCM-Mitgliedsausgabe, die gebührende Würdigung und wird auf Listenplatz 1 geführt.

Ausschnitte zu diesem sehenswerten und aufregenden Spiel sind unter diesem Link zu finden.

https://www.ardmediathek.de/video/sport-im-norden/fussball-freundschaftsspiel-ddr-bulgarien-stumm/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS82YzZjN2UzZC00N2Y4LTQwZTEtYWE0Mi04MmFhNDJiOGY4NmM

Doch nun zu wahrhaft epochalen Spielen, die wir mit dem 50-jährigen Jubiläum des 74-iger Pokalerfolgs zwingend in Verbindung bringen. Bereits im Viertelfinal-Hinspiel hatte sich der FCM am 6.3.1974 vor 27.000 Zuschauern im Grube Stadion, durch ein 2:0 eine gute Ausgangsposition, gesichert. Wie bereits Peter in seinem heutigen, ikonischen Video (mit Tarnanzug) uns eintrichterte, schoss unser Stürmer, Hans-Jürgen Hermann in der 70. Minute das 1:0, bevor der eher robuste als filigrane Mittelfeldakteur namens Keule, Siegmund Mewes, in der 73. Minute das 2:0 zum Endstand einköpfte.

Sicherlich werden sich viele von uns noch an diese dominant geführte Partie erinnern und ihre damalige Eintrittskarte in Ehren halten.

Am 20.3.1974 machten dann die Magdeburger Jungs, die wirklich alle aus dem Bezirk Magdeburg stammten, um unseren ehrenwerten Libero Manfred Zapf, Nägel mit Köpfen.

Beim Rückspiel, im mit 13.995 Zuschauern ausverkauften Beroe-Stadion von Stara Zagora ließen unsere Granden nichts mehr anbrennen. Durch ein Tor von Hans-Jürgen Hermann in der 81 Spielminute erzielten wir den 1:1 Endstand und standen damit im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger.

Für diejenigen, die eventuell noch etwas unsicher bei der Startaufstellung der beiden Teams sein sollten, hier zur Auffrischung die Startaufstellung.

Doch mit welchem Team hätte es der FCM, in der ca. 121.000 Einwohnern zählenden Stadt Stara Zagora heute zu tun?

Der Verein Beroe Stara Zagora wurde im Jahr 1916 in der, im Zentrum Bulgariens gelegenen, Stadt Stara Sagora gegründet. Im Jahr 1986 gewann Beroe, zumeist als „Die Grünen“ bezeichnet, die bulgarische Meisterschaft und zudem 2010 und 2013 den bulgarischen Pokal.

Er steht momentan auf Platz 11 und müsste derzeitig mit den 5 nachfolgenden Mannschaften in die Abstiegsrunde gehen. Diese 6 Mannschaften spielen um 3 Abstiegsplätze, wobei die beiden Letzten direkt absteigen. Der Drittletzte trifft auf die drittbeste aufstiegsberechtigte Mannschaft, der „Wtora Lig“a, in einem Relegations-Spiel um einen letzten Platz in der 1. Liga für die kommende Saison.

Leider spielt der Verein während unserer Reise bereits am Freitag gegen Botev Vraza den Tabellen 15., der 16 Mannschaften umfassenden efbet-Liga.

Zu den unbestrittenen Höhepunkten der Vereinsgeschichte zählen die beiden Spiele gegen die UNBESIEGBAREN, ergänzt um ein 1:0-Heimspielsieg gegen Juventus Turin im Oktober des Jahres 1979, wobei man jedoch nach der 0:1-Niederlage im Rückspiel in der regulären Spielzeit und zwei weiteren Toren der Turiner knapp in der Verlängerung scheiterte.

Um ein besseres Verständnis für die jetzige Situation zu bekommen, nachfolgend eine Vergleichstabelle zu FCM-Fakten.

Nachdem bei den Ehrungen in Stara Zagora ein letztes „Nazdrave“ erklungen ist und die Nikschups mit einem martialischen, abschließenden Einklatschen eine Visitenkarte für Generationen zurücklassen, werden wir uns noch einen netten Abend in Sofia machen, bevor am Sonntag ein weiteres Highlight ansteht.

In Sofia angekommen, steht es den Nikschups sicherlich nach etwas Entertainment.

Erwartet wird in Sofia ein genauso vielfältiges Nachtleben wie in der Stadt der GRÖßTEN, vielleicht sogar unbedeutend mehr.

Hier verweise ich einfach auf die Empfehlungen von Trip Advisor, die unter dem Link

https://www.tripadvisor.de/Attractions-g294452-Activities-c20-t109-Sofia_Sofia_Region.html

die eine Top 10 Liste aufgestellt haben.

Viele beliebte Bars gibt es am Boulevard Vitosha, in der Nähe vom Kulturpalast oder in die Ulitsa Rakovski, auf die dummerweise unser Hotel mündet.

Am Sonntag, aufgewacht voller Frohsinn und Energie, geht es dann direkt für die Nikschups zum Stadtrundgang (siehe Teil 1) und im Anschluss daran zum Spiel des bulgarischen Rekordmeisters, dem derzeitigen Tabellen-Dritten, ZSKA Sofia.

Das Spiel gegen Botev Plovdiv (8.) wird um 16:45 Uhr, wahrscheinlich im 43.630 Plätze fassenden Vasil Levski-Stadion, welches gleichzeitig Nationalstadion ist, angepfiffen.

In Sofia gibt es zwar einige bekannte Fußballvereine, wie Levski oder Lokomotiv Sofia, doch der erfolgreichste und renommierteste ganz Bulgariens ist der ZSKA (Zentraler Sportklub der Armee Sofia). Er wurde 1948 gegründet und holte bisher 31 Meistertitel und 21 Pokalsiege.

Sein unbestritten größter Erfolg ist zweifellos der Gewinn des Europapokals der Landesmeister durch ZSKA Sofia im Jahr 1981. ZSKA Sofia besiegte im Finale den spanischen Club FC Barcelona mit 1:0 und sicherte sich damit den prestigeträchtigen Titel. Dieser Sieg bleibt bis heute der einzige Europapokal-Titel eines bulgarischen Clubs.

In diesem Zusammenhang seien auch 3 Legionäre genannt, die bei ZSKA spielten und später gegen harte Währung bei bekannten ausländischen Clubs ihre Brötchen verdienten.

Heute spielen 6 aktuelle Nationalspieler beim ZSKA, von denen 3 aus Bulgarien und je Einer aus Luxemburg, Guadeloupe und Zentralafrika kommen. Allein der derzeitig wertvollste Spieler, Jonathan Lindseth aus Norwegen, kommt auf einen Marktwert von 2,2 Mio €.

Allein anhand dieser unwiderlegbaren Fakten über den herausragenden ZSKA-Kader ist leicht zu erkennen, welche Leidenschaft, technische Brillanz und Finesse uns im Spiel gegen Plovidiv erwartet.

Einfach Augen zu, ähh auf, und die frenetische Atmosphäre im, von Nikschups gefüllten, Stadion aufsaugen.

Nachdem wir uns von bulgarischen und internationalen Spitzenkönnern haben verwöhnen lassen, gilt es nun die verbleibende Zeit bis zum Abflug um 9:50 Uhr noch intensiv zu nutzen, um noch die eine oder andere lustige Episode in die Nikschup-Annalen aufnehmen zu können.

… Wünsche euch eine tolle, erlebnisreiche Tour und verbleibe mit Довиждане (Dovizhdane).

4 Gedanken zu „Viertelfinale – 50 Jahre danach – Bulgarien wir kommen – Здравствуйте und Довиждане Teil 2“

  1. Axel ….. das waren mal wieder zwei sehr umfangreiche und informative Berichte ….. Respekt ….. aus eigener Erfahrung weiß ich wie viel Arbeit da drin steckt und mit welchem Herzblut du das Ganze in Zeilen verpackt hast ….. vielen lieben Dank dafür ….. und ich hoffe das deine beiden Berichte in der NIKSCHUP- Gemeinde auch ausgiebig gelesen werden

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