Amsterdam braucht keine neuen Wunder und keine Werbung mehr, um Touristen anzulocken. Mittlerweise ist Amsterdam bei Touristen so populär, dass die Amsterdamer ihren Besuchern eher empfehlen, dass sie weiter nach Rotterdam, Leiden oder nach Den Haag (Regierungs- und Königssitz der Niederlande) ziehen, anstatt in Amsterdam zu verweilen und damit ihre Stadt weiter mit Menschenmassen zu überfluten. In Amsterdam, einer Stadt mit gerade einmal ca. 680.000 Einwohnern, wovon ca. 50% Niederländer sind und die anderen Bewohner aus allen Herren Länder kommen, drängen sich jedes Jahr 18 Millionen Touristen, die insbesondere das Zentrum von Amsterdam verstopfen. Diese drängen sich auf eine Fläche von 219 km², was gerade mal 18 km² (ca. 9%) größer als Magdeburg ist.
Da kommen wir im März glücklicherweise noch in einen Monat, der zwar nicht gerade durch ein übermäßig angenehmes Klima bekannt ist, dafür aber noch nicht die im Sommer einströmenden Touristenmassen aufnehmen muss. Die erwarteten Temperaturen liegen um 5-11 °C bei ca. 3 Sonnenstunden am Tag, wobei immer mit Regen zu rechnen ist. Doch was macht diese Stadt so attraktiv für ihre Besucher?Es ist der Mix aus Historie, Kultur, Unterhaltung und liberaler Lebenseinstellung ihrer Einwohner. Der Ort wurde im Jahre 1275 als kleine Siedlung im Fluss „Amstel“ auf einem errichteten „Dam“ (dt.=Damm) gegründet und folglich „Amste(l)rdam“ genannt. Übrigens empfehle ich lieber Amstel-Bier als Heineken zu trinken, die beide zur Heineken Brauerei gehören, dem zweitgrößten Brauereikonzern der Welt mit ca. 230 Millionen hl jährlichem Ausstoß.


Noch heute befindet sich das Zentrum von Amsterdam am damals errichteten Dam, welcher auf unzähligen Pfählen ruht, wie im Grunde genommen die gesamte Altstadt. Amsterdam wird auch „Venedig des Nordens“ genannt, wobei Amsterdam im Gegensatz zu Venedig bereits seit seiner Gründung unterhalb des Meeresspiegels liegt (ca. 40cm unter dem Meeresspiegel der Nordsee).
Amsterdam ist die größte Stadt der Provinz Noord-Holland, Haarlem dagegen deren Hauptstadt. Hierbei sei vermerkt, dass der Name Holland oftmals fälschlicherweise als Pseudonym für die gesamten Niederlande steht, wozu aber nur 6 der insgesamt 12 Provinzen zu zählen sind, die ursprünglich zur Grafschaft Holland gehörten.
Der Einfachheit halber sprechen wir dennoch im Folgenden von Holländern. Die Holländer sprechen Niederländisch, was mit dem Deutschen eng verwandt ist, da die ursprünglichen Wurzeln in der niederfränkischen Sprache liegen.
Hinweis: Flämisch s teht für das in Belgien gesprochene Niederländisch.
Achtung: Die Holländer verstehen Deutsch, was sie nicht immer zugeben. Vielleicht hat dies auch etwas mit dem 2008 von Mickie Krause veröffentlichten Song „Orange trägt nur die Müllabfuhr“ zu tun.
Aber warum werden die Holländer eigentlich Oranjes bezeichnet und warum ist deren Nationalfarbe Orange anstatt rot-weiß-blau, wie die Landesflagge?

Oranje wird übersetzt ins Deutsche „Apfelsine“ oder für global bewanderte „Orange“, was geschuldet ist dem französischen Ort Orange in der Rhonebene Südfrankreichs. In diesem provenzalischen Gebiet gab es einst das die Grafschaft Oranien, dem späteren Fürstentum Orange, worauf das heute regierende Königshaus der Niederlande Oranien (eigentlich Oranien-Nassau bzw. auf niederländisch Oranje-Nassau) seine Ursprünge zurückführt.
Hinweis:
- Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Ort und das Schloss Oranienbaum in Sachsen-Anhalt, welches ab 1681 anfangs als Sommersitz für die Fürstin Henriette Catharina, geborene Prinzessin von Oranien-Nassau erbaut wurde und welches sich an der international beachteten deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route befindet, die in Amsterdam beginnt und endet und bis nach Mitteldeutschland führt.
Doch was zieht so viele Touristen nach Amsterdam, der Hauptstadt der Niederlande?
Sind es die 165 Grachten (dt.=Graben), die 2010 als Amsterdamer Grachtengürtel in die UNESCO-Weltkulturerbe Liste aufgenommen wurden oder die fast 7.000 Patrizier-, und Lagerhäuser sowie beinahe 1.300 Brücken zumeist aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande im 17. Jahrhundert?
Hinweise:
- Das Goldene Zeitalter erstreckte sich zwischen 1585 und 1672 und begann nach der mit der Bildung der Republik der Vereinten Niederlande, wozu auch Amsterdam gehörte und die sich erfolgreich gegen die bisher herrschende, katholischen spanische Monarchie durchsetzte. In dieser Zeit stiegen die Niederlande zur führenden Handels-, See- und Kolonialmacht auf, die zu einer beispiellosen kulturellen und wirtschaftlichen Blüte führte.
- In die Phase des Goldenen Zeitalters fällt auch die erste Finanzblase, als Tulpenzwiebeln spekulativ gehandelt wurden und zum Höhepunkt der Fieberkurve rare Tulpenzwiebeln gegen Grachtenhäuser in Amsterdams bester Lage getauscht wurden, bevor der Markt zu Beginn des Februars 1637 abrupt einbrach.
- Die Ursprünge des Titels „Blumen aus Amsterdam“ wurden zwar in den 1950-igern in Amsterdam geschrieben, basieren aber den Blumenfeldern vom Keukenhof, die ca. 40km westlich von Amsterdam liegen. Dieser Titel wurde bspw. von Rudi Carrell und Heintje parodiert und in Anspielung auf viele holländische Entertainer im Deutschen Fernsehen in „Nulpen von Amsterdam“ geändert, wobei wir zwangsläufig auf das WM-Endspiel 1974 in München geführt werden, bei dem die Holländer wieder kein großes Fußballturnier gewinnen konnten, aber mit Johan Cruyff einen Spielmacher hatten, der beinahe an die Qualitäten von Pomme herankam und ca. 10 Jahre für Ajax Amsterdam spielte.


Doch zurück zu den Beweggründen der Touristen, Amsterdam aufzusuchen.
Neuesten Erhebungen zufolge kommen gerade einmal 6% der Touristen wegen der weltbekannten Kulturgüter, Theater, einmaligen Museen, wie dem Rijksmuseum und van Gogh Museum.

Amsterdam-Zentrum (Quelle: www.mr- amsterdam.de)

Hinweis für Kulturinteressierte:
- Die Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner wurde nicht in Amsterdam oder den Niederlanden aufgeführt. Auch gehen die Ursprünge nicht auf den spuckenden Frank Rijkaart gegen Rudi Völler zurück, der dafür zur WM 1990 als Holländer hätte vom Platz fliegen müssen, sondern die Handlung der Oper dreht sich um einen Kapitän, der durch einen Fluch dazu verdammt worden ist, bis zum jüngsten Tag mit seinem Gespensterschiff auf dem Meer umherzuirren, ohne in einen Hafen einlaufen oder Erlösung im Tod finden zu können (Wäre dies die gerechte Strafe für Rijkaart gewesen? Das konnte Wagner 1843, dem Jahr der Uraufführung natürlich noch nicht wissen).

Für die 6% der Nikschups einer klassischen Amsterdam Tour folgt jetzt eine Auflistung einiger Hauptsehenswürdigkeiten:
1. – Dam – der zentrale Platz Amsterdams
Das Herz von Amsterdam schlägt wie schon zu Beginn seiner Gründung im Jahre 1275 immer noch am und um den Dam. Der Dam ist der zentrale Marktplatz, flankiert von eindrucksvolle Gebäuden wie
- Dem ehemaligen Rathaus aus dem 17. Jahrhundert, heute als prachtvolle Residenz des Königshauses genutzt (daher auch der Name Königspalast, ndl. Koninklijk Palais), die ehemalige Hauptpost (heute das vornehme Einkaufszentrum Magna Plaza),
- Madame Toussauds Wachsfigurenkabinett und sowie
- die zwischen 1408 und 1514 gebaute Nieuwe Kerk (Neue Kirche),
Hinweise zr Nieuwe Kerk:
- Seit 1814 dient die Nieuwe Kerk als Krönungskirche des niederländischen Königshauses
- In ihr ruht der wohl bekannteste holländische Seeheld und Admiral Michiel de Ruyter (1607-1676), der es sogar geschafft hat seine Büste direkt neben die von Otto-von-Guericke, in der Walhalla bei Regensburg, platziert zu bekommen, in der seit 1842 bedeutende Persönlichkeiten „deutscher Zunge“ mit Marmorbüsten und Gedenktafeln geehrt werden.
- Ich bin mir hier zwar etwas unsicher, aber ich glaube, dass auf Anforderung des Managements vom City-Karree in Magdeburg hin, jedes Jahr eine Ehrung für die weltweit besten Pressefotos ausgelobt wird. Fakt ist auf jeden Fall, dass jedes Jahr im April in der Nieuwe Kerk, die Verleihung des World Presse Photo Awards und die Erstpräsentation der später überall auf der Welt ausgestellten, preisgekrönten Fotos stattfindet, die dann auch im City-Karree zu sehen sind.



2.- Prinsengracht – Amsterdams schönste Gracht
Der Grachtengürtel mit seinen 4 Hauptgrachten, der Singel, die Heren-, die Keizers- und die Prinsengracht, welche hufeisenförmig die Altstadt einschließen, gehören zum UNESCO-Welterbe, wobei die Prinsengracht sicherlich die schönste ist und zudem zu den teuersten Adressen in der Welt gehört.


Hier lohnt es sich am Ufer entlang zu schlendern oder eine Grachtenfahrt zu buchen, um märchenhafte Blicke auf die Altstadt zu genießen, denn es gibt unzählige „Eyecatcher“, wie
- Das schmalste Haus an der Prinsengracht (Nr. 58). Viele Häuser wurden extra schmal gebaut um Steuern zu sparen, da diese einst auf die Breite des Hauses zu zahlen waren.
- Das Anne Frank Haus – Hausnummer 263-267, in dem Sie ihr berühmtes Tagebuch schrieb und heute eines der meistbesuchten Museen Amsterdams ist.
- Den von weitem erkennbaren, mit 80m höchsten Kirchenturm Amsterdams, der zwischen 1620 und 1631 erbauten Westkirche (Westerkerk); Nr. 281
- Das 5 Sterne „Hotel Pulitzer“, welches aus 26 restaurierten Grachtenhäusern aus dem 17. Jahrhundert besteht; Nr. 315-331, …
Hinweis:
- An den Grachten dürfen nur Ulmen gepflanzt werden, da die Wurzeln von Ulmen nur in die Tiefe wachsen und somit nicht die Wände der Grachten durchbrechen.
Weitere Sehenswürdigkeiten und Hinweise zur Amsterdam Tour folgen im Teil 2. AB